Das Vectorworks Stipendium Nachgefragt – Nominierung beim Vectorworks Stipendium 2022

In der Reihe „Vorgestellt und nachgefragt“ werden die Gewinner:innen des Vectorworks Stipendiums 2022 und ihre Arbeiten vorgestellt. Rabea Heilos und Ramona Scheller wurden 2022 mit ihrer Arbeit mit einer Nominierung beim Vectorworks Stipendium in der Schweiz ausgezeichnet.

Förderung junger Talente in designorientierten Studiengängen

Zum sechsten Mal vergaben ComputerWorks und Vectorworks Inc. das internationale Vectorworks-Stipendium, das junge Talente in planungs- bzw. designorientierten Studiengängen an Hochschulen und Schulen fördert. Die Jury für das nationale Schweizer Stipendium wählte aus den vielen Einreichungen vier innovative Arbeiten aus. Alle Entwürfe zeigten eine beeindruckende Vielfalt an kreativen Ideen und zeichnerischem Können.

Die Jury zeichnete im Wettbewerb 2022 die Arbeit von Rabea Heilos und Ramona Scheller, Studentinnen im Bachelor-Studiengang an der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, mit dem Titel „Wohnen in Basel“ mit einer Nominierung aus. Die Ausgangslage des Projektes waren sechs Baulücken in Basel, wobei man sich im Prozess für einen dieser entscheiden sollte, um dort einen Wohnbau zu entwerfen. Die Entscheidung unseres Bauplatzes war zunächst intuitiv.

Wir setzten uns mit dem geschichtlichen Hintergrund vom Haus im Hinterhof auseinander. Dies bestätigte unseren Beschluss, dem Hinterhaus einen neuen Charakter zu geben. Wir wollten diese Parzelle straßenseitig ergänzen, um den Blockrand schließen zu können. Der Gedanke von einem Vorder- und Hinterhaus entstand aus unserer Referenz Haus Curutchet von Le Corbusier in La Plata.

Eine Herausforderung war es, eine ideale Erschliessung zwischen beiden Gebäuden zu bilden. Wir haben uns daraufhin für eine alternative Wohnform entschieden, bei der die Gemeinschaftswohnräume im Vorderhaus funktionsoffene Raumzonen sind, die Kochen, Essen und Zusammenleben ermöglichen. Im Hinterhaus befinden sich die privaten Räume mit Zugang eines eigenen Außensitzplatzes.

Die Fördersumme von Fr. 500 soll die Preisträger:innen bei ihrer Arbeit und ihrer beruflichen Entwicklung weiter unterstützen.

Rabea Heilos und Ramona Scheller – Nominierung im nationalen Schweizer Vectorworks-Stipendium

Nominierung in der Schweiz

Rabea Heilos und Ramona Scheller – Projekt Wohnen in Basel

Im Quartier Kleinbasel, am Claragraben, befindet sich ein Ensemble von Mehrfamilienhäusern und einem schräg stehenden Doppelhaus im Hinterhof. Dieses wurde Ende des 19. Jahrhunderts, noch vor der Mehrheit der umliegenden Gebäude, an einer ehemaligen Gasse mit Zisterne errichtet. Das Konzept der Arbeit von Rabea Heilos und Ramona Scheller sieht vor, den Blockrand zu schließen, die Liegenschaft mit einem straßenseitigen Vorderhaus zu ergänzen und dieses mit dem historischen Hinterhaus zu verbinden.

Rabea Heilos und Ramona Scheller konnten sich durch einen Besuch des Claragrabens in Basel einen ersten Eindruck über den Bauplatz verschaffen. Die Bausubstanz wollten sie von dort an bestehen lassen. Sie setzten sich intensiv mit der funktionellen Nutzung auseinander und wie die Bewohner des neuen Ensembles miteinander leben wollen. Die Cluster-Wohnung diente ihnen an dieser Stelle als großes Vorbild. Mit gegenseitigen Entwurfsideen konnten sie sich gegenseitig ergänzen. Das Dozententeam Katharina Stehrenberger und Roger Moos hat ihnen im Prozess immer wieder gute Entwurfsgedanken mit auf den Weg gegeben, die sie bei ihrer Arbeit bestätigten.

Begegnungszone und Rückzugsort

Eine Treppe holt die Bewohner im offenen Erdgeschoss ab und führt diese über eine Eingangstüre in das Foyer. Von diesem wird entweder das gemeinschaftliche Vorderhaus oder das private Hinterhaus über eine seitliche Passerelle erschlossen. Dort öffnet sich der Korridor, der durch geschwungene Formen fließende Bewegung ermöglicht. Dieser Raumkörper wird ergänzt mit freien Einschnitten, die einerseits als Begegnungszone dienen, aber auch den Vorplatz zum Rückzugsort der Wohnung organisieren. Das bogenförmige Treppenhaus wölbt sich an der Fassade nach außen und ergänzt die Lichtführung zusätzlich.

Das zentrale Bindeglied ist einerseits die Passerelle, aber auch der Zwischenhof der von den drei Volumen umschlossen wird. Die Gemeinschaftswohnräume im Vorderhaus sind funktionsoffene Raumzonen, die das Kochen, Essen und Zusammenleben ermöglichen und frei möbliert werden können.

 

Rabea Heilos und Ramona Scheller – Nominierung im nationalen Schweizer Vectorworks-Stipendium

Wohnungstypen für verschiedene Alters- und Zielgruppen

Die Galerie dient als Verbindung innerhalb des Wohnraumes, aber auch zum Hof. Eine durchgehende Wendeltreppe, die auch als Cheminée dient, führt auf die Dachterrasse, die zum Verweilen einlädt. Klappbare Lamellen und Fensterflügel ermöglichen eine Regulierung zur Straßen- und Hofseite.

Im privaten Hinterhaus gibt es drei Wohnungstypen, die für verschiedene Alters- und Zielgruppen angedacht sind. Die zweiseitigen Maisonettes, die Studios und die Tageszimmer für Studenten, Künstler oder Gäste. Jedes Zimmer hat Zugang zu einem Außensitzplatz auf der neuen, umhüllenden Zangenkonstruktion. Für sechs Maisonettewohnungen im Dachbereich wird der Bestand entsprechend der Traufhöhen der umliegenden Gebäude um ein Geschoss aufgestockt.

Das Konstruktionsprinzip des Dachausbaus beruht auf zwei tragenden Mittelhänden, die vertikal erweitert und mit der Zangenkonstruktion ergänzt werden. Die Fenster und Laibungen sind entlang der Aufstockung wieder zu erkennen und deuten auf die Entstehungszeit des Hauses hin.

Rabea Heilos und Ramona Scheller arbeiteten parallel mit den Architekturprogrammen Vectorworks und ArchiCad und den Adobe-Programmen InDesign, Photoshop, Fresco und Acrobat.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Ihr Tipp, für Studierende, die sich für das Vectorworks Stipendium bewerben möchten, ist einfach: „Wir können allen Studenten, die während ihrem Entwurf mit VectorWorks gearbeitet haben, nur ans Herz legen, einfach mal mitzumachen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“

Für das Entwurfsprojekt hat Heilos Vectorworks hauptsächlich in 2D benutzt. Dabei hat die Materialisierung von Plänen im Programm sehr gut funktioniert. Scheller, die ArchiCad benutzte, hat ihre Pläne im Photoshop ausgestaltet, was mehr Zeit in Anspruch genommen hat. Im Vectorworks ist es sehr simpel, Pläne auszuarbeiten, da man Kontrolle über die Linien und Flächen hat.

Auch gibt es eine gute Auswahl an Symbolen, die man in anderen Programmen erst herunterladen muss. Wünschenswert wären bessere Schnittstellen zwischen ArchiCad und Vectorworks. Beim Export werden nicht alle Informationen übermittelt und Schraffuren werden meist in eine Vielzahl von Linien umgewandelt. Die Vectorworks-Bibliothek könnte noch erweitert werden, damit man eine größere Auswahl, beispielsweise von Möbeln, hat.

Heilos möchte in Zukunft vor allem Umbauten und Sanierungen planen. Es bereitet ihr Freude, mehr über die Geschichte eines Gebäudes zu erfahren, auf eine subtile Art in die Bausubstanz einzugreifen und die Materialien gewählt aufeinander abzustimmen. Dies verlangt ein gewisses Grundwissen, das sich Heilos in einem weiteren Studium, wie dem Denkmalschutz, aneignen möchte.

Scheller sieht sich in einem kreativen Umfeld, in dem Architektur und Kunstinszenierung ineinander übergehen und es Spielraum für Neuinterpretationen geben kann.

Wir von ComputerWorks wünschen Rabea Heilos und Ramona Scheller viel Erfolg auf ihrem Weg.

Vorgestellt und nachgefragt

Alle prämierten Entwürfe und ihre Verfasser:innen werden detailliert in unserer Blogserie „Vorgestellt und nachgefragt“ betrachtet.