Der Schweizer Architektur neue Wege eröffnen
Mit den 33 Eingaben lag das gesamte Panorama junger Schweizer Architektur auf dem Tisch, was der Jury die Auswahl aus den hochklassigen Eingaben nicht einfach machte.
Die Messlatte liegt hoch, denn die Teilnehmer sollen „in ihrer Arbeit die Konturen eines zukünftigen Potentials erkennen lassen, das den Mainstream überschreitet und der Schweizer Architektur neue Wege eröffnen kann,“ wie Andreas Ruby, Direktor des S AM Schweizerisches Architekturmuseum, in seiner Eigenschaft als Jurymitglied feststellt. Drei Büros sind mit ihren Projekten hervorgestochen und hier sind die Gewinner.
Das Büro als Person
Der erste Preis ging an das Büro „Alma Maki“ aus Basel. Alma Maki ist nicht nur ein Büroname, es ist ein Avatar, eine fiktive Persönlichkeit, die Erfahrungen machen kann. Alma Maki wurde 2013 von Friederike Kluge und Meik Rehrmann gegründet. Seit Sommer 2017 ist Mathias Duffner mit im Team. Seit 2013 hat Alma Maki eine Reihe von kleineren Projekten fertig gestellt. Dabei handelt es sich meist um Umbauten mit sehr begrenztem Budget. Alma Maki macht sich die Hände schmutzig, sie war in fast allen Projekten im Innenausbau auch handwerklich tätig.
So auch beim eingereichten Projekt, dass der Jury besonders gefiel. Die Bauaufgabe war nicht einfach: Ein zweigeschossiges Backsteingebäude von 1890 in Mainz (D), das mit seinen 45 qm Wohnfläche und winzigen Zimmern für die vierköpfige Familie zu klein wurde, sollte erweitert werden. Die Hoffnung der Bauherrschaft war, durch Baumaßnahmen auch bei Heranwachsen der Kinder am Ort wohnen bleiben zu können. Nach diversen Grundriss- und Lichtstudien, zwei Baueingaben, juristischen Verträgen und schlichtem Kuhhandel mit den Nachbarn war es letztlich möglich, einen 28 qm großen, eingeschossigen Anbau in den Garten zu projektieren, in dem der Wohnbereich und ein offener Koch- und Essbereich Platz finden.
Belichtet wird der Wohnraum über drei kleine, begrünte Lichthöfe, welche den introvertierten Wohnraum belüften und optisch vergrößern. Die Baumaßnahme wird nun der Familie ein zukünftiges Wohnen auf immerhin 70 qm ermöglichen.
Die Jury überzeugt die Arbeitsweise und die Arbeit von Alma Maki, denn sie zeigt auf, wie man den „social turn“ aktiv mitgestalten und wie man zukünftig den Beruf der Architektin oder des Architekten verstehen kann: Unkonventionell, grenz- und disziplinüberschreitend – und für die Sache kämpfend.
Das Film-Portrait der aktuellen Preisträger ist Teil des Preises, der insgesamt mit Sachpreisen im Wert von 17'000 Franken dotiert ist, und wird von art-tv.ch, der Plattform für Kulturfernsehen im Netz, professionell produziert.
Gewinnen oder nicht
Der zweite Platz geht an das Büro Kummer/Schiess. Der letztjährige Gewinner Philippe Jorisch von JOM Architekten zitiert die beiden so: „Wir streben keine direkten Bauaufträge an, sondern fokussieren auf die theoretische Projektbearbeitung. Wir machen Wettbewerbe - aber nicht um zu gewinnen.“ Luc Kummer und Martin Schiess dienen offene Wettbewerbe als Vehikel um – losgelöst von Konventionen – eigens definierte Themen zu untersuchen. Wie die beiden Architekten selbst sagen: „Konsequenterweise und unserer Philosophie folgend, streben wir in unserer Situation keine direkten Bauaufträge an, sondern fokussieren uns auf die theoretische Projektbearbeitung. Dabei dienen uns offene Wettbewerbe als Vehikel um Aufgabenstellungen selber zu definieren um daraus wiederum Erkenntnisse zu gewinnen und zu lernen.“
In den neun eingereichten Projekten bearbeiten Kummer/Schiess ein Kaleidoskop von eindrücklicher Breite, wobei jedes einzelne eine Qualität, Eigenständigkeit und Klarheit hat, die in der aktuellen Wettbewerbsszene seinesgleichen sucht.
Müllcontainer diskret getarnt
Auf dem dritten Platz sind Ji Min An und Philippe Müller von AM Architects. Das symphytische Duo überzeugte mit seinem Projekt „House of Trash“. Die Aufgabe war, einige Müllcontainer im öffentlichen Raum unsichtbar zu machen. Das Ergebnis war ganz im Sinne ihres Statements aus der Bewerbung: „We believe that our relationship with the world is profoundly influenced by the conscientious design and calibration of the immediate spaces and objects that surround us.“
Andreas Ruby, Direktor des S AM Schweizerisches Architekturmuseum, beschreibt das Projekt in seiner Laudation so: „Ein hauchzartes Stahldach mit der unaufdringlichen Eleganz einer 50er-Jahre-Tankstelle schwebt derart diskret über den Müllcontainer, dass sich die Gäste des gegenüber liegenden Hotels fortan nicht mehr um ihren guten Schlaf sorgen müssen. […] Die Jury meint: gerne mehr davon!“
Der Preis für Jungarchitekten
Der Foundation Award zeichnet einmal im Jahr drei junge Architekturbüros aus. Ihre Gründung darf nicht länger als vier Jahre zurückliegen. Der Sieger erhält eine moderne IT-Infrastruktur und viel Publizität im Gesamtwert von über 17'000 Franken. Das Büro auf dem 2. Rang erhält 4000 Franken, jenes auf dem 3. Rang 3000 Franken.
Die Jury des Foundation Award stützt sich bei ihrer Beurteilung auf das eingereichte Büroprofil der Teilnehmer, das knapp und mit wenigen Projekten das Besondere des Büros darstellt. Sie bestand aus den beiden hochkarätigen Architektinnen Prof. Astrid Staufer (TU Wien) und Prof. Annette Spiro (ETH Zürich), dem letztjährigen Gewinner Philippe Jorisch (JOM Architekten) sowie drei Vertretern der Trägerschaft: Andreas Ruby (S AM), Jenny Keller (swiss-architects.com) und Axel Simon (Hochparterre, Leitung der Jury).
Den Foundation Award gibt es seit 2010. Die Trägerschaft des Awards bilden der Software-Distributor ComputerWorks, die Architektenplattform swiss-architects.com, der Schweizer Online-Kultursender art-tv.ch, der Hardwarehersteller HP Schweiz, das S AM Schweizerisches Architekturmuseum, die Messe Swissbau und Hochparterre.
Abgabetermin für den Foundation Award 2019 ist der 31. Oktober 2018. Teilnahmebedingungen und weitere Informationen unter www.foundation-award.ch.