Der Architekturpreis Nike 2022 würdigt zum sechsten Mal Architekt:innen und Bauherr:innen für vorbildhafte Beiträge zu Architektur und Städtebau. Die sechs Preiskategorien Symbolik, Atmosphäre, Fügung, Komposition, Soziales Engagement und Neuerung, in denen jeweils eine „Nike“ vergeben wird, veranschaulichen die Vielfalt architektonischer Qualitätskriterien.
Die Preisträger:innen
Jüdisches Museum Frankfurt am Main von Staab Architekten, Berlin (Große Nike)
John-Cranko-Schule, Stuttgart von Burger Rudacs Architekten, München (Nike für Atmosphäre)
Neben der Baukörperlichkeit hebt die Jury auch die klare Materialästhetik hervor, die das Gebäude nicht nur zusammenhält, sondern auch für atmosphärische An-, Aus- und Aufblicke sorgt. Die Klarheit des Außenbaus setzt sich innenräumlich nahtlos fort und sorgt dort für reiche und sinnliche architektonische Qualitäten.
Die Jury sieht in der John-Cranko-Schule eine „gebaute Bühne“ für den Menschen.
Museums- und Kulturforum Südwestfalen, Arnsberg von Bez+Kock Architekten BDA, Stuttgart (Nike für Komposition)
Für die Jury setzt der hochskulpturale Erweiterungsbau ein klares architektonisches Zeichen der Gegenwart, ohne Bedeutung und Dominanz des Bestandsbaus in der Stadtsilhouette in Frage zu stellen. Auf dem hochterrassierten Grundstück entstand ein spannender Dialog zwischen Alt und Neu, der mit dreifacher baukörperlicher Abtreppung und einem ikonischen Brückenbauwerk Verbindungen schafft und Assoziationen an eine „Stadtmauer am Hang“ oder einen „Burgberg“ weckt.
Die Jury erkennt in der sehr souveränen, stimmigen Komposition des Ensembles nicht nur eine gelungene „Sorge um den Bestand“, sondern auch „großes Kino“ der zeitgenössischen Architektur.
Forschungshäuser Bad Aibling von Florian Nagler Architekten GmbH (Nike für Neuerung)
Einer übertechnisierten, hochspezifizierten und teuren Standardarchitektur werden drei robuste Häuser mit monolithischem Wandaufbau aus Holz, Mauerwerk und Leichtbeton entgegengestellt, die mit bewährten Bauweisen sommerliche Überhitzung sowie winterliche Auskühlung verhindern sollen. Die bauliche Ausführung zum Beispiel mit rundbogigen Fensterstürzen liegt in der jeweiligen tektonischen Eigenheit des verwendeten Materials begründet. Ein verblüffend einfaches, dringlich notwendiges wie auch erstaunlich singuläres Experiment im heutigen Bauen, das beispielhaft und frappierend schlüssig aufzeigt, dass wir heute wieder in der Lage sind, tatsächlich räumlich-konstruktiv direkt und technisch einfach, also im besten Sinne nachhaltig, zu bauen.
Die Jury erkennt in der Dialektik aus traditioneller Erscheinung und progressiver Forschung eine neue Basis für das Nachdenken über Raum, Konstruktion, Technik und Ästhetik in der Architektur.
Weitere Preisträger:innen
Nike für Symbolik
Verwaltungsbau mit Gewächshaus, Oberhausen von KUEHN MALVEZZI, Berlin
Nike für soziales Engagement
San Riemo, München von ARGE SUMMACUMFEMMER BÜRO JULIANE GREB, Leipzig
Nike für Fügung
Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin von Ortner & Ortner Baukunst, Berlin
Klassik-Nike
Wohnanlage Genter Straße 13, München (1969-1972) von Otto Steidle mit Doris und Ralph Thut
Der Preis der Sieger
Nike ist die Siegesgöttin der antiken griechischen Mythologie, und der Architekturpreis Nike ist der „Preis der Sieger“, denn nominiert werden in der Regel solche Projekte, die bei den Preisverfahren der 16 BDA-Landesverbände bereits erfolgreich waren.
Die „Niken“ wurden von einer unabhängigen Jury, bestehend aus den Architekt:innen Susanne Wartzeck (Präsidentin BDA), Christina Jagsch (Architektin BDA), Sonja Moers (Architektin BDA), Alexander Poetzsch (Architekt BDA), Hanns-Martin Römisch (außerordentliches Mitglied BDA Bayern) und Marika Schmidt (Architektin BDA, Vorsitzende der Jury) sowie Sabine Reeh (Leitende Redakteurin für Kultur und Kulturpolitik beim Bayerischen Rundfunk) vergeben.
Quelle: BDA