Es ist beinahe ein Markenzeichen des bekanntesten Schweizer Architektur- und Designpreises, die es den drei Jurys immer wieder gelingt, Projekte ins Rampenlicht zu stellen, deren Qualitäten und Besonderheit sich nicht unbedingt auf den ersten Blick erschliessen. Allerdings gilt das nicht für den silbernen Hasen in Architektur, mit dem dieses Jahr das Büro von Adrian Streich ausgezeichnet wurde. Den Clou seines Schulhauses in Zinzikon erkennt man schon im Grundriss: Die Klassenzimmer scheinen sich um die Turnhalle in der Mitte zu drehen. Die Jury schreibt: "Mit Massstabswechseln lösen die Architekten den Widerspruch jeder Schule, gross und gleichzeitig kindergerecht zu sein. Aussen mit einer geknickten Form und oben mit zurückspringenden Fassaden, die das Volumen kleiner erscheinen lassen, als es ist."
Zwei ausgezeichnete Landschaftsarchitektur-Projekte wurden ebenfalls mit Vectorworks geplant. Extra Landschaftsarchitekten haben den Berner Europaplatz gestaltet, eine grosszügige Fläche an einem Verkehrsknotenpunkt, überdacht von der achtspurigen Autoabahn A12. Keine einfache Aufgabe, daraus einen Ort zum Verweilen und Innehalten zu machen: "Es gelingt den Landschaftsarchitekten, die schwierige Situation mit nur wenigen Elementen zu lösen: Sockel, Treppe, Asphaltteppich und Leuchtenkragen reichen aus. Alle Eingriffe haben eine klare Funktion und zeigen Wirkung", erklärt die Jury.
Nicht zum ersten Mal gewinnen Rotzler Krebs Landschaftsarchitekten einen Hasen, dieses Mal in Silber. Der Garten im Winterthurer Arbeiterquartier Töss ersetzte eine Garage für zwei Autos. Die gelungene Mischung aus Zier- und Nutzgarten entspricht einer verschwindenden Tradition im Quartier und hilft daher auch dabei, dessen Identität wiederherzustellen. Die Jury meint, damit habe dieses Projekt durchaus Beispielcharakter: "Der 'Garagengarten' ist zwar ein persönlicher und privater Kürlauf eines Landschaftarchitekten, doch als Konzept sehr wohl auf andere Wohnumfelder übertragbar."
Ausführlich berichtet die Dezembernummer des Hochparterres über alle Preisträger. Das Museum für Gestaltung – Schaudepot stellt noch bis zum 10. Januar 2016 die neun Siegerprojekte in einer Ausstellung in der Eingangshalle des Toni-Areals vor.