Odile Seyler & Jacques Lucan, architectes BIM-Management eines Wohnbauprojekts

In diesem Anwenderbericht beschreiben Odile Seyler & Jacques Lucan, wie sie ein Projekt mit 93 Wohneinheiten im französischen Grigny nach der BIM-Methode geplant haben. Das CAD Vectorworks entwickelte sich mit den Bedürfnissen der Architekten: Erst 2D, dann 3D, dann digitales Modellieren und jetzt BIM.

Wettbewerb verlangt Projekt mit BIM-Planung

Im Frühjahr 2015 startete die französische Sozialwohnungsbaugesellschaft Immobilière 3F einen Wettbewerb für die Planung und den Bau von 93 Wohneinheiten im Département Essonne. Das Unternehmen I3F verwaltet nicht nur 250'000 Wohneinheiten – davon 140'000 in der Region Ile de France im Großraum von Paris – sondern erstellt auch jährlich mehr als 6'000 Wohneinheiten. Die Wettbewerbsbedingung gaben vor, dass das Projekt nach der BIM-Methode geplant und durchgeführt werden muss.

I3F verfolgte mit dieser Vorgabe zwei Ziele: Einmal sollten die Vorteile von BIM bei einer Umsetzung eindeutig quantifiziert und zweitens geklärt werden, wie die Immobilienverwaltungssoftware „Abyla“, die von I3F verwendet wird, im Rahmen eines BIM-Projekts eingesetzt werden kann.

BIM-Experte Olivier Celnik wird Berater

Da I3F auf diesem Gebiet keine Erfahrung hatte, entschloss sich die Firma, einen BIM-Projektberater mit Erfahrung und Know-how zu engagieren. Seine Aufgaben waren:

  • Schaffung der Rahmenbedingungen, damit das Projekt für den Bauherren I3F reibungslos verläuft
  • Entgegennahme und Auswertung der Modelle der verschiedenen Projektpartner
  • Nutzung der Erfahrungen, die durch dieses Pilotprojekt gewonnen werden (zusätzlich zum zweiten Pilotprojekt, das zur gleichen Zeit gestartet wurde).

Olivier Celnik, Geschäftsführer von Z.Studio, ein BIM-Anwender der ersten Stunde in Frankreich, wurde als Experte dazu geholt, ebenso wie Fabrice Kerlogot vom Beratungsunternehmen CITAE, ein Spezialist für Stadtentwicklung und BIM.

Die Wettbewerbsbedingungen verlangten u. a. ein digitales Modell als IFC-Datei, einen gewissen Stand an Entwurfsdetails und natürlich auch einen Satz gedruckter Pläne. Außerdem wurde eine detaillierte „BIM-Beschreibung“ gefordert, die zeigt, wie der Wettbewerbsteilnehmer sein Projekt während der verschiedenen Phasen in BIM zu entwickeln beabsichtigt. Stichwort war hier die Anreicherung des digitalen Modells.

Erstaunlicherweise wurden nur 19 Projekte anstatt der erwarteten 30 bis 40 eingereicht – möglicherweise ein Zeichen dafür, dass BIM in Frankreich noch nicht wirklich angekommen ist. Fünf Projekte wurden für die zweite Runde ausgewählt und dazu gehörte auch das des Architekturbüros OSJL architectes von Odile Seyler und Jacques Lucan.

Erfolgreiche Trainingskurse bei CESYAM

Seyler und Lucan hatten schon ähnliche Projekte realisiert und das Team um die zwei Architekten kannte die Anforderungen im sozialen Wohnungsbau sehr genau.

Dem Büro blieben nur drei Monate, um seinen Entwurf für die zweite Runde weiter zu entwickeln. Um sich vorzubereiten, meldeten sich die Mitarbeiter für verschiedene Trainingskurse an. Da im Büro vorwiegend in 2D gearbeitet wurde (3D kam bei Entwürfen und Wettbewerben zum Einsatz), wurden Kurse zuerst im 3D-Planen und dann für BIM-Fortbildungen besucht. Verantwortlich für die Kurse ist die Firma CESYAM, die in Frankreich die BIM- und CAD-Software Vectorworks vertreibt.

Renaud Marret, Architekt und BIM-Manager in diesem Projekt, sagt über den Einsatz der neuen Technik: „Vectorworks kann BIM! Legen Sie einfach los, es ist keine Hexerei.“

Aufgrund ihrer Kompetenz im sozialen Wohnungsbau, der Erfahrung aus mehreren anderen Projekten und nicht zuletzt aufgrund der Zertifikate für solides BIM-Know-how gewannen Seyler und Lucan den Wettbewerb im Sommer 2015 und stachen diverse erfahrene BIM-Teams aus.

„Vectorworks kann BIM. Legen Sie einfach los, es ist keine Hexerei!“
Renaud Marret, Architekt und BIM-Manager
Odile Seyler & Jaques Lucan, architectes

 

Zum Team um Seyler und Lucan gehören das Ingenieurbüro Fluide & Thermique WOR Ingénierie, die bereits über BIM-Erfahrung verfügen und die Software Revit verwenden, das Büro für Tragwerksplanung SIGMA, die auf BIM umstellen und AutoCAD verwenden, sowie der Generalunternehmer CONSTANTINI.

Gebäude und freie Räume wechseln sich ab

Das Projekt umfasst 93 Wohneinheiten und eine große, teilbare Gewerbefläche. Es ist in der Innenstadt von Grigny geplant, einer Stadt mit fast 30‘000 Einwohnern rund 25 Kilometer südlich von Paris. Grigny hat eine sogenannte „Zone d‘aménagement concerté – ZAC“, ein Stadtentwicklungsgebiet, für derartige Vorhaben erschlossen.

Das Gebäude soll den Anforderungen des Energieeffizienzlabels „BEPOS Effinergie 2013“ entsprechen. Bei dieser Vorgabe erwartet man einen eher kompakten Baukörper, der aber hier durch eine Gliederung in drei Teile, bei denen sich Gebäude und freie Räume abwechseln, sehr transparent wirkt.

Die Fassade zeichnet sich durch eine Reihe von Rücksprüngen aus. Im Sockel des Gebäudes mit einer Fassade aus roten Ziegeln sind Läden, Eingangshallen, Ladenflächen sowie zwei Wohngeschosse untergebracht. Die Stockwerke 4 bis 6 sind von Loggien unterbrochen und das 7. und 8. Geschoss sind zurückgesetzt. Das gestaffelte, zweistöckige Parkhaus befindet sich rückwärtig unter dem Gebäude und bietet Platz für 96 Parkplätze. Das Projekt hat 4'826 m² Grundfläche und ist mit ca. 10 Mio. Euro Baukosten veranschlagt.

Arbeitsaufwand und BIM-Funktionalität

Bekanntermaßen erfordert der BIM-Prozess signifikante Anstrengungen bereits zu Beginn des Entwurfs – im Gegensatz zum traditionellen Vorgehen, bei dem der Arbeitsaufwand erst später, aber dafür erheblicher, ansteigt. Dieses BIM-Projekt machte keine Ausnahme.

Marion Stephan, Projekt-Manager bei Odile Seyler & Jacques Lucan, betont, dass dieser Effekt durch die Tatsache verstärkt wurde, dass das Büro ein detaillierteres Wettbewerbsmodell erstellt hatte, als in den Wettbewerbsbedingungen eigentlich gefordert war.

Wobei grundsätzlich zwei Vorgehensweisen möglich sind: eine Planung mit BIM-Funktionalität erst nach dem Wettbewerb oder ein digitales Modell mit BIM-Funktionalität schon in der Wettbewerbsphase, wie es der Auftraggeber I3F bei diesem Projekt erwartete.

Weil sich die Projektabmessungen nach Abschluss des Wettbewerbs änderten, wurde das Modell während der Ausführungsplanung überarbeitet. Die Architekten konnte diese Komplikation aber einfach und schnell lösen.

BIM-Manager Marret sagt dazu, dass der Bauherr I3F, der gerade Tests bei der Datenintegration mit der Immobilienverwaltungssoftware „Abyla“ durchführte, seine Anforderungen an die Modelldaten neu beurteilte. Damit stieg auch die Arbeitsbelastung der Architekten deutlich. I3F war sich des Problems bewusst und gab den Architekten für den zusätzlichen Arbeitsaufwand mehr Zeit.

Marret ist der Meinung, dass 3D-Pläne tatsächlich eine Darstellungsweise sind, die eine Kommunikation mit dem Bauherrn erleichtern. Er ist der Überzeugung, das ein 3D-Plan für Ungeübte einfacher zu interpretieren ist als eine 2D-Zeichnung.

Marret führt als Beispiel ein anderes Projekt an, bei dem anhand von 3D-Plänen ein Problem mit Geschosshöhen mit dem Bauherren schnell geklärt werden konnte.

Detaillierungsgrad festlegen

Während des Projekts wurden unter der Führung von CITAE und Z.Studio mehrere Versionen der BIM-Spezifikationen erstellt. In jedem Stadium wurden die Rolle der Projektteilnehmer, die Terminologie und die benötigte Detaillierung geklärt. Gerade die beiden letzteren Konzepte sind in einem BIM-Projekt sehr wichtig.

Die Informationen, die durch das digitale Modell übermittelt werden, betreffen nicht nur die Geometrie, sondern auch – und sogar noch wichtiger – die Eigenschaften jedes Bauteils im Modell. Die verschiedenen Teilnehmer müssen das Modell der anderen Teilnehmer „lesen“ können, deshalb müssen die Namensgebungskonventionen, die Hierarchie zwischen den verschiedenen Objekten etc. bestimmten Regeln folgen.

Außerdem – und das ist ein wichtiger Hinweis für Architekten – ist es nicht zwingend nötig, in den frühen Phasen des Projekts ein sehr detailliertes Modell abzuliefern. Denn während die Darstellung vieler gewöhnlicher Bauteile (Wände, Böden/Decken, Öffnungen) relativ einfach ist, benötigt die Ausstattung (z. B. Badezimmer-Elemente) hohe Rechenzeiten.

Deshalb sollte ein Detaillierungsgrad (LOD  – Level of Detail) für jedes Stadium definiert werden, mit einer vereinfachten Form während des Vorprojekt-Stadiums und ansteigender Detaillierung in weiteren Projektstadien, bei denen z. B. auch Herstellerbibliotheken verwendet werden. Das gilt auch für die Spezifikation von Eigenschaften der verschiedenen Objekte, aus denen das Modell besteht, die während des Projektverlaufs neu definiert oder geändert werden können.

Die Spezifikationen listen die Verfahrensweisen für das Modellieren auf und heben hervor, welche Entscheidungen bei Kernfragen in Bezug auf momentane Einschränkungen bei der Software und/oder IFC gefällt werden sollen.

Die Rolle des BIM-Managers

Es gibt viele Überlegungen zur Rolle des BIM-Managers, vor allem dazu, wer sie übernehmen soll. Diese Position ist entscheidend für die erfolgreiche Durchführung des Projekts und die Antworten variieren je nach Auftraggeber und ausgewiesener Kompetenz des Projektteams. I3F war der Meinung, dass BIM-Management zuerst eine Aufgabe der Bauherrschaft ist und erst an zweiter Stelle das Architekturbüro kommt.

Die Rolle sollte anfänglich das Ingenieurbüro Fluide & Thermique WOR Ingénierie ausfüllen, die bereits erste BIM-Erfahrungen hatten. Im Laufe der Entwicklung des Projekts übernahmen jedoch das Büro Seyler und Lucan das BIM-Management und bestätigten so ihre integrale Rolle im Projektmanagement. Schon die entscheidende Funktion der Entwurfsarchitekten im Projekt rechtfertigte, dass sie diese Position für sich in Anspruch nahmen.

Handbuch für BIM-Einsteiger

Für Seyler und Lucan war die Zusammenarbeit mit CESYAM sehr wichtig. Von den ersten Planungsschritten an war das Büro mit den Anforderungen des IFC-Exports beschäftigt, die nicht immer einfach umzusetzen waren.

Gegenstand der umfangreichen Diskussionen mit dem technischen Support und dem Schulungsteam von CESYAM waren z. B. das 3D-Modellieren, Datenübergabe via Schnittstellen, vermeidbare Fehler oder die besten Voreinstellungen.

Dieses Feedback fand seinen Niederschlag in einem kleinen Handbuch für Vectorworks-Anwender, die in BIM einsteigen: „Comment bien exporter en IFC avec Vectorworks“ (Einfacher Datenexport von IFC-Dateien mit Vectorworks), verfügbar auf der CESYAM-Webseite bei den Tutorials. Jeder, der an diesem Thema interessiert ist, kann jetzt von den wertvollen Anregungen und Hinweisen profitieren.

Vorteile der Auto-Hybrid-Objekte

Daten im IFC-Format sind kein kongruenter Bauplan, sie „vergessen“ sozusagen das Konzept eines Plans. Das bedeutet, auch wenn alles in 3D modelliert wird, ist und bleibt die 2D-Darstellung eines Projekts wichtig – und das zweifellos auch in der näheren Zukunft. Denn nicht jeder auf der Baustelle ist mit einem portablen PC ausgerüstet...

Das Konzept der Auto-Hybrid-Objekte von Vectorworks, das es erlaubt, die 2D-Darstellung von 3D-Objekten zu gestalten, wurde vom Büro häufig angewendet, um Pläne zu erzeugen, die bestimmte Anforderungen erfüllten. Die Basis des Gebäudes mit den gestaffelten Parkebenen und Split-Level-Kellern machte die 2D-Darstellung nicht einfach. Sie lies sich als Ganzes nur schwer aufteilen. Die Lösung wäre gewesen, den Querschnitt auf eine gewünschte Höhe zu setzen.

Die für jede Ebene anpassbare Schnitthöhe, die „Projektion“ von Trägern, die Anzeige von Wandschalen in der 2D-Ansicht, und das Geländer-Werkzeug sind im Übrigen erst kürzlich in Vectorworks eingeführte Neuerungen.

Die Tatsache bleibt, dass der Bedarf für 2D- und 3D-Pläne den Arbeitsaufwand erheblich vergrößert und die Planer zu Kompromissen zwingt – etwas, das in der Literatur über BIM selten erwähnt wird.

Kollisionskontrolle mit IFC-Dateien

Das Zusammenführen von IFC-Dateien ist eine wichtige Phase im BIM-Prozess. Es erlaubt vor allem, Konflikte und Kollisionen im Plan zu finden und so Probleme zu entdecken, die sonst häufig erst während der Bauphase auftauchen. Das Hauptproblem dieser Datenaggregation ist die Größe der entstehenden Dateien, vor allem der Gebäudetechnik-Pläne, die aufgrund der vielen Biegungen in den Leitungen komplexe Geometrien aufweisen.

Theoretisch verlangt IFC, dass eine Datei pro Gebäude erzeugt wird, was in diesem Fall aufgrund des Gebäudes sehr komplex war (gemeinsame Fassade, Lüftung und Infrastruktur). Und selbst wenn sich das Büro für diese Lösung entschieden hätte, wäre es zu Darstellungsproblemen gekommen.

Software-Lösungen für die Vereinfachung von Geometrie, wie z. B. Einstellungen für die Reduktion der 3D-Auflösung oder die Verwendung des Solibri IFC-Optimizers, kommen schnell an ihre Grenzen. Es darf nicht vergessen werden, dass das IFC-Format ein Datenaustauschformat ist, kein Arbeitsformat. Die Interpretation der Geometrie findet deshalb während des Import-/Export-Prozesses statt und hat ein drastisches Anwachsen der Dateigröße zur Folge. Bei diesem Projekt nahm deshalb Z.Studio die Aggregation und Kollisionskontrolle zentral vor und schickte den verschiedenen Teilnehmern einen schriftlichen Bericht.

Wenn es um die Verifizierung und Aggregation von IFC-Dateien geht, wird oft die Software Solibri Model Checker eingesetzt. Sie ist weit verbreitet und genießt einen guten Ruf, ist aber in der Anschaffung nicht billig. Das Programm Tekla BIMSight von Trimble dagegen ist kostenlos, allerdings nur für Windows erhältlich.

IFC-Standards im Test

Der hierarchische Aufbau des IFC-Standards war Anlass für viele Tests. Die Hierarchie betrachtet das Gelände als ein Ganzes, auf dem das Gebäude platziert ist, in dem sich wiederum Geschosse befinden, die Bereiche beinhalten (einschließlich Wohnbereiche), die Räume beinhalten, in denen sich die Ausstattung befindet.

Wenn nun, wie hier, ein Gebäude durch mehrere Treppenhäuser aufgeteilt wird, lässt sich diese hierarchische Struktur reduzieren. Die Anwendung dynamischer Flächen (ifcSpace) hat dieses Problem teilweise gelöst, benötigte aber eine etwas aufwändigere Konfigurierung. Zum Zeitpunkt des Projekts wurde allerdings eine Vorgänger-Version von Vectorworks verwendet, mit der aktuellen Version wäre es einfach zu lösen gewesen.

„BIM ist zu 20% Technik und zu 80% Leistung des Planers!“
Olivier Celnik, Z.STUDIO

 

Was den IFC-Standard angeht, hätte Marret gerne gehabt, dass Fenster in mehr Kriterien unterteilt werden können: „Das hat nichts mit Vectorworks zu tun, sondern mit dem IFC-Standard. Es wird schlicht und einfach vorgegeben.“

Differenzierte Export-Einstellungen

Schließlich standen die Architekten einer weiteren Einschränkung von IFC gegenüber. Der IFC-Standard betrachtet Wände mit mehreren Schichten als eine Einheit. Die Eigenschaften der Wandschalen werden berücksichtigt (Material, Maße etc.), aber die Wand wird nicht in ihre einzelnen Schalen zerlegt.

Unter diesen Bedingungen konnte das Ingenieurbüro für Tragwerksplanung (Bureau d’Etudes Structure) SIGMA die IFC-Daten nicht verwenden. Das war aber für dieses Projekt kein Hindernis, da SIGMA noch keine BIM-Software im Einsatz hat. Der Austausch erfolgte deshalb über DWG-Dateien.

Mit dem cleveren Einsatz von Klassen und verschiedenen Export-Einstellungen lässt Vectorworks den Anwender sehr differenziert nur bestimmte Objekte exportieren, in diesem Fall die Hauptschalen der Wände und Böden/Decken sowie Wandöffnungen.

Dies zeigt, dass Architekten Wege finden müssen, um die IFC-Vorgaben kreativ zu interpretieren. Das Wichtigste für Seyler und Lucan und CESYAM war also in diesem Projekt, diese Lösungen auszutüfteln!

Architekten übernehmen das BIM-Management

Z.Studio und der Partner CITAE verfolgen open BIM ohne Einschränkungen und sind deshalb offen für alle Arten von Lösungen. Sie schätzen die pragmatische Herangehensweise des Büros von Seyler und Lucan: „Wir haben uns lange mit der digitalen Umgebung beschäftigt und eine CAD-Software ausgewählt, die unserer Art zu arbeiten entspricht und die gut zu uns passt. Das CAD Vectorworks lässt sich anpassen und wir sind mit ihm gewachsen. Erst 2D, dann 3D, dann digitales Modellieren und jetzt BIM. Die Software entwickelt sich mit unseren Bedürfnissen und wir wiederum setzen das Potential frei, dass in diesen Möglichkeiten steckt.“

Olivier Celnik, BIM-Spezialist von Z.Studio, erinnert sich: „Das Büro Seyler und Lucan hat sehr entschieden und mit einer natürlichen Autorität das BIM-Management des Projekts übernommen und alle Beteiligten waren mit dieser Entwicklung mehr als zufrieden.

Das Büro hat vielleicht nicht die gerade angesagten High-Tech-Lösungen im Einsatz, aber die Arbeit ist solide und hat Hand und Fuss. Die Mitarbeiter sind flexibel, was bei einem BIM-Einsatz sehr wichtig ist. Vielleicht mussten wir unsere Ärmel etwas weiter aufrollen und eventuell sind wir weniger ins Detail gegangen wie bei anderen Projekten, aber es ist alles perfekt gelaufen. Wir haben mit Leuten zusammengearbeitet, die großes Interesse an BIM haben und die wissen, wovon sie reden und die halten, was sie versprechen. Und genau das macht ein Projekt erfolgreich!

Die Kooperation hat sehr gut funktioniert. Während der Arbeitstreffen haben wir von Z.Studio, die Mitarbeiter von I3F, die Architekten und die Fachplaner uns ständig ausgetauscht. Wir haben diskutiert, was funktioniert und was nicht, wie Pläne erzeugt werden sollen, wie das Modell sinnvoll in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt werden kann, sowohl für die Architekten als auch für den Bauherren, z. B. in Bezug darauf, wie Wohnungen bezeichnet werden etc.”

„Vectorworks steht anderen BIM- und CAD-Programmen in nichts nach!“
Olivier Celnik, Z-Studio

 

Das Knowhow des Planers ist gefragt

Nach den Vorgaben der Mitarbeiter der Firma Labéo, dem Hersteller der Software Abyla, bei denen es um die Integration ihrer Terminologie ging, war Vectorworks nicht so einfach zu konfigurieren wie andere Werkzeuge, was aber das Ergebnis nicht beeinträchtigte.

Celnik sagt dazu: „Wir wissen alle, dass es keine schnellen Lösungen gibt, mit Marktführern genauso wenig wie mit anderen. Auch Analyse-Programme wie der Solibri Model Checker haben ihre eigenen Methoden bei der Analyse eines Modells. Dies gibt uns aber die Chance, Vorgaben einmal anders zu betrachten, Neues zu entdecken, auszuprobieren, was wir tun können und daraus zu lernen. Heutzutage gibt es keine Lösung, die alle unsere Wünsche erfüllt. Hier ist das Knowhow des Planers gefragt!”

Zum IFC-Austausch meint Celnik, dass die Dateien des IFC-Exports aus Revit zuerst viel zu groß und deshalb kaum zu gebrauchen waren. Nach einigen Korrekturen wurde die Anzahl der exportierten Objekte limitiert und damit die Dateigröße verringert.

Bei BIM steht Vectorworks anderen Werkzeugen in nichts nach

Die Frage zu seinem Eindruck von Vectorworks, verglichen mit anderen Werkzeugen, die er in BIM-Prozessen im Einsatz hatte, beantwortet BIM-Experte Celnik so: „Meine Arbeit war völlig vergleichbar mit dem, was ich mit einem Büro mache, das ArchiCAD einsetzt, oder was ich bei Architekten gesehen habe, die andere Software verwenden.

Bei der Häufigkeit der in Frankreich eingesetzten Software liegt sicher Revit vorn, dann kommen ArchiCAD und AllPlan, und dann folgt gleich darauf Vectorworks. Diese Reihenfolge liegt aber vor allem daran, das die Fähigkeiten von Vectorworks zu wenig bekannt sind. Denn wenn es um BIM geht, steht es anderen Werkzeugen in nichts nach.“

An erster Stelle steht immer das Projekt

Zur zukünftigen Entwicklung von BIM in Frankreich sagt Celnik: „Der öffentliche Sektor weicht langsam von der Vorstellung ab, dass BIM der gleichzeitige Zugang aller zum gleichen Modell ist, d. h. BIM auf Level 3, was aktuell heißt, dass alle Beteiligten mit dem gleichen Werkzeug arbeiten müssen. Langsam setzt sich hier der Ansatz durch, dass wir momentan so wie bisher arbeiten sollten, d. h. jeder am Projekt Beteiligte erzeugt und verteilt seine Dateien mit seinen gewohnten Werkzeugen.
So werden Planänderungen einfacher kontrolliert und Gewohnheiten nicht geändert. Wenn die Entwicklung der Werkzeuge weiter fortgeschritten ist, und man es dann für relevant hält, kann man BIM auf Level 3 umsetzen.
Manche Architekten begrüßen diese Entwicklung, weil sie glauben, dass einen die aktuell verfügbare Technologie einschränkt. Andere wiederum denken, dass es nicht besonders erstrebenswert sei, so zu arbeiten.
Aber das ist nicht der Punkt, denn BIM ist kontextabhängig! Es ist abhängig vom jeweiligen Projekt, seinen Gegebenheiten, dem Gelände, den Problemen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt des Projekts gelöst werden müssen, den Akteuren etc. Diese Faktoren bestimmen, wie ein spezifisches BIM für ein bestimmtes Projekt definiert wird.
BIM ist zu 20% Technik, aber zu 80% eine Leistung des Planers in Bezug auf Koordination, Reflexion, Leitbild, Spielregeln, Zusammenarbeit. Niemand sollte sich von Technologie blenden oder blockieren lassen. An erster Stelle steht immer das Projekt!
Die Kooperation zwischen Software-Werkzeugen ist Realität, sie ist in der täglichen Arbeit angekommen und dieser Austausch verändert unsere Arbeitsweise. Und man kann feststellen, dass dies zu effizienteren und zuverlässigeren Prozessen führt und man deshalb auf Überraschungen besser vorbereitet ist.“

Das Bauprojekt ist gestartet

Der Bau des Gebäudes startete 2016. Das digitale Modell wurde mit Daten angereichert und die Beteiligten am BIM-Prozess tauschen sich bei Koordinations-Treffen auch weiterhin aus.

Odile Seyler & Jacques Lucan, architectes

Ihre Kompetenz im sozialen Wohnungsbau hat den Architekten Odile Seyler & Jacques Lucan viele Preise und Auszeichnungen eingebracht: den premier prix BAUWELT, Nominierung für den Mies-van-der-Rohe-Preis, Auszeichnung beim Première Oeuvre Le Moniteur-Preis etc. Ihre Entwürfe wurden außerdem in zahlreichen Artikeln und anderen Publikationen vorgestellt und besprochen.

Im Bereich des Wohnungsbaus hat das Büro neben anderen Aufträgen auch Studentenwohnungen gebaut. Zusätzlich koordiniert das Büro städtische Projekte, für die es Bebauungspläne entwickelt und Aktivitäten plant und überwacht.

Seyler und Lucan haben beide eine Professur an der Ecole nationale supérieure d’architecture de la ville & des territoires in Marne-la-Vallée und sind verantwortlich für den Master „Theory and Project“. Lucan ist auch Professor an der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) und 2013 hatte er die Franqui-Professur an der Université Libre de Bruxelles inne. Seyler war Gastprofessorin auch an der EPFL.

Beide wurden von vielen nationalen und ausländischen Hochschulen zu Tagungen oder als Jurymitglieder eingeladen: der ETH in Zürich, der EPFL in Lausanne, der Universität von Mendrisio, der La Cambre in Brüssel, Louvain-la-Neuve, dem Politecnico in Mailand etc.

Odile Seyler & Jacques Lucan, architectes
6, rue du Mail 75002 Paris, France +33 1 42 60 90 05
contact@seylerlucan.com
www.seylerlucan.com

Olivier Celnik

  • Architekt d.p.l.g. Gründer und Mit-Geschäftsführer von Z.STUDIO
  • Bildungskoordinator des „Master in BIM“ an der Ecole des Ponts ParisTech.
  • Assistenzprofessor an der ENSA Paris Val de Seine
  • Assozierter Dozent an der ENSA of Versailles
  • Mitglied des Wissenschaftlichen Rats des Pôle de Formation EVA (Environnement, Ville et Architecture, Ordre des Architects)
  • Im Oktober 2013 in den CROAIF (Counceil Régional de l’Ordre des Architectes d´Île-de-France) gewählt

Das Team von Z.STUDIO steht hinter dem ersten Buch über BIM, das in Frankreich veröffentlicht wurde, „BIM et la Maquette Numérique“ (BIM und das digitale Modell), publiziert im Juni 2014 von Eyrolles et CSTB.

Das 620-seitige Buch beschreibt ausführlich die Konzepte des digitalen Modellierens und von BIM anhand zahlreicher Beispiele und liefert einen Überblick über ihre Anwendung mit Aussagen von 140 Experten, die ihre Praxis, ihre Visionen und ihre Erwartungen beschreiben.

www.zstudio.fr

 

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Impressum

Originaltext von CESYAM
14 rue des Reculettes
75013 Paris
Tel. +33 1 72 74 76 76 – www.vectorworks.fr

Abbildungen: Odile Seyler & Jacques Lucan, architectes

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